Vogel aus dem Nest gefallen – Das solltest du tun

Jedes Jahr im Sommer kommt das selbe Thema wieder auf Fußgänger finden reihenweise annehmlich „verwaiste“ Vogelkinder und nehmen sie mit nach Hause um sie vermeintlich zu retten. Dabei tuen die meisten damit mehr schlechtes als gutes. Natürlich wollen die meisten nur das beste für die kleinen Vögel, aber leider ist das für die kleinen Piepmatze eben nicht aus ihrem heimatlichen Umfeld gerissen zu werden.

Was soll ich tun wenn ein Vogel aus dem Nest gefallen ist?

Zuerstmal am besten gar nichts. Das Vögel sich am Grund des Bodens befinden und piepen was das Zeug hält, ist erstmal nichts ungewöhnliches. Das ist nämlich genau das was die aufgewachsenen Vögel mit ihren Jungen machen, sobald diese ein gewisses Alter erreicht haben. Die Eltern schauen sozusagen dass ihre Jungen „flügge“ werden, indem sie sie aus dem Nest werfen. Das klingt natürlich erstmal brutal, funktioniert aber in den meisten Fällen. Aber wenn die Jungen es nicht schaffen zu fliegen? Dann lässt die Mutter sie keinesfalls sterben! Nach einiger Zeit werden die meisten Jungtiere von ihren Eltern wieder ins Nest geholt. Das kann allerdings seine Zeit dauern. Deshalb ist es auch so wichtig, nicht sofort Jungvögeln zu „helfen“. Meistens würde die Mutter sie wieder einsammeln. Deshalb piepsen sie kleinen auch unentwehrt. Das ist sozusagen das Signal, dass den Eltern signalisieren soll: „Hallo, hier bin ich“.

Natürlich kann es trotzdem dazu kommen, dass die Jungen durch Zufall und ohne Aufsicht der älteren Tiere aus dem Nest fallen. Diese zwei Fälle zu trennen kann allerdings schwierig sein. Wenn du dir wirklich sorgen machst, ob das Tier noch Hilfe bekommt oder dann warte am besten ein paar Stunden ab. Nach zwei bis drei Stunden, sollte das Muttertier dem jungen geholfen haben. Ist das nicht der Fall, kannst du immer noch bei einer Organisation wie dem Tierschutzbund anrufen und nach Rat fragen. Beachte allerdings: Wenn du das Tier im Blick behalten möchtest, dann mach das gut versteckt und aus der Ferne! Bleibst du zu nah beim Jungen dann schreckst du die Eltern davor ab, dem kleinen zu Helfen. Aus der Sicht der Vögel bist du nämlich wahrscheinlich ein furchteinflößender Jäger.

Welchen Tieren sollte man helfen?

Eine Unterscheidung, die wir ganz praktisch fanden, war die zwischen natürlichen und menschengemachten Gefahren. Wenn ein von einem Raubtier angegriffen wird, dann ist das der natürliche lauf der Dinge. Es ist eine Gefahr die der Vogel so oder so ausgesetzt geworden wäre. Hier finden wir es nicht sinnvoll einzuschreiten. Das mag vielleicht für den ein oder anderen etwas harsch klingen, aber Fakt ist nunmal: Raubtiere müssen auch von irgendetwas leben. Wenn man also in den natürlichen Kreislauf der Natur einbricht, stirbt vielleicht nicht der Jungvogel an dem Raubtier, dafür aber das Raubtier an Hunger. Manche Vögel werden an Gegebenheiten sterben, die einfach der Natur des Waldes gegeben sind. Dafür kompensieren die Vögel aber auch schon, in dem sie meistens mehrmals im Jahr brüten.

Im Gegensatz hierzu stehen Menschengemachte Gefahren. Diese sind unserer Auffassung nach Gefahren, die so nie in der Natur vorkommen würden, wäre nicht der Mensch an der Spitze der Nahrungskette. Autos die Vögel im Flug erwischen oder Scheiben aus durchsichtigem Glas, die die Tiere nicht sehen können. Hier finden wir ist es vertretbar einzugreifen und so zu helfen, wie es im Rahmen des möglichen ist. Diese Tiere wären nämlich in natürlichen Umständen nicht gestorben. Hierbei gilt übrigens: Wenn du ein verletztes Tier findest, dann informiere so schnell wie möglich den Naturschutzbund oder ähnliche Organisationen. Vor allem bei Verletzungen kann man als Laie leider kaum etwas machen. Deshalb ist es umso besser, wenn der Vogel so schnell wie möglich professionelle Hilfe bekommt.

Mauersegler

Eine wichtige Ausnahme stellen die Mauersegler dar, bei denen die Jungen im Sommer oft aus dem Nest fallen. Da Mauersegler ihre Nester oft an Häuserdächern bauen, können sich durch die Isolation die Temperaturen weitaus höher treiben, als die Tiere es gewöhnt sind. Wenn die Jungtiere dann versuchen etwas Abkühlung zu suchen, passiert es oft, dass diese aus dem Nest der Eltern fallen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Eltern ihre Kinder nicht außerhalb des Nestes füttern. Hier muss man also meistens eingreifen. So solltest du vorgehen, wenn du ein Mauersegler junges findest:

  1. Vergewissere dich, dass es wirklich ein Mauersegler Küken ist (Zum Beispiel indem du Merkmale googlest)
  2. Bring das Junge aus etwaigen Gefahrenzonen (Mitte vom Weg, Straße, Fahrradweg) an einen sicheren Ort in unmittelbahrer Nähe (Hecke, Wegesrand)
  3. Warte die empfohlene Zeit, ob die Eltern nicht doch noch ihr Junges aufsammeln.
  4. Ruf eine Vogelpflegestation oder eine ähnliche Organisation an, die dem Baby helfen kann.

Darf man Jungvögel anfassen?

Ein Gerücht, dass man seither hört ist, dass man Jungvögel angeblich nicht anfassen darf. Laut dem Mythos überschreibt der Menschengeruch den der Vögel und macht das Junge somit unerkennbar für die Eltern, sollte das Kind jemals dorthin zurückkehren. Das ist schlichtweg nicht wahr. Vögel verlassen sich nicht nur auf ihren Geruchssinn, wie manche anderen Tiere. Wenn also ein junges Vogelbaby mal tatsächlich in Not sein sollte, dann zögere bloß nicht ihm zu helfen.

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen Jungvögel übrigens nur dann vorübergehend adoptiert werden, wenn sie verletzt oder krank und damit praktisch hilflos sind. Selbst mit der richtigen Pflege haben nach Hause gebrachte Jungvögel eine viel geringere Überlebenschance als in der Natur. Es gibt nie einen Ersatz für die Fürsorge der natürlichen Eltern, daher ist „künstliche“ Elternschaft immer eine suboptimale Lösung. Die Aufzucht in Gefangenschaft wird nur bei sichtbar schwachen oder wirklich verwaisten Vögeln empfohlen, z. B. wenn der Nistplatz durch Stürme, Bauarbeiten usw. beschädigt wurde. Um eine tiergerechte Aufzucht zu gewährleisten und Fehlprägungen beim Menschen zu vermeiden, die spätere Auswilderungen nahezu unmöglich machen, sollten diese Jungvögel nach Möglichkeit in anerkannte Schutzgebiete oder auf eine Vogelpflegestation gebracht werden.