Es kann anspruchsvoll sein, Tierspuren zu bestimmen. Sie sind unterschiedlich groß und können schwer zu identifizieren sein.
Aber jetzt kannst du einen Schritt vorangehen und mit diesem praktischen Leitfaden lernen, Tierspuren zu lesen.
In nur wenigen Minuten lernst du, wie du ein Wildschwein von einem Reh unterscheidest.
Alles, was du benötigst, sind ein paar Minuten Zeit, um die wichtigsten Fakten zu lernen.
Was bedeutet Fährtenlesen?
Inhalt auf einen Blick
Fährtenlesen (auch Tracking genannt) ist der Prozess, ein Objekt oder einer Person anhand von Spuren zu identifizieren, um etwas über sie zu erfahren.
Tracking kann von Menschen und Tieren gleichermaßen durchgeführt werden. Tiere verfolgen ihre Beute, um sie zu jagen.
Menschen machen das auch – jedenfalls unsere Vorfahren, weil sie Jäger und Sammler waren. Wären es ihnen nicht möglich gewesen, Tierspuren zu lesen, wären sie verhungert.
Heute lesen Menschen in unseren Breitengraden Spuren eher als Hobby oder um sich wieder mehr mit der Natur und den Tieren zu verbinden.
Wie fange ich an, das Lesen von Spuren zu lernen?
Spuren können etwa die Fußabdrücke von Tieren sein. Spuren können an verschiedenen Orten wie Wäldern, Wiesen, Wüsten und Feuchtgebieten gefunden werden.
Die Fußabdrücke werden hauptsächlich von Tieren hinterlassen, die auf dem Boden laufen. Sie hinterlassen einen deutlichen Abdruck im Boden (das Trittsiegel), wenn sie darüber laufen.
Die Größe und Form des Trittsiegels hängt von der Größe des Tieres, das es gemacht hat, seinem Gewicht und dem Tier selbst ab.
Ein Fuchs besitzt etwa ein Trittsiegel, das einem Hund ähnlich sieht. Ein Wachbär jedoch hat eine komplett andere Form und sogar mehr Zehen.
Der erste Schritt besteht nun darin, zu lernen, wie man Tierspuren verschiedener Arten identifiziert und unterscheidet.
Anhand der folgenden fünf Beispiele kannst du dir einen Eindruck über die Vielfalt von Trittsiegeln machen, aber auch gleichzeitig bei deiner nächsten Wanderung Ausschau danach halten.
Das Wildschwein
Das Wildschwein ist ein großes Säugetier der Gattung Sus scrofa, das in vielen Teilen der Welt zu finden ist.
Wildschweine sind Allesfresser mit einer abwechslungsreichen Ernährung, die Pflanzen, Insekten und Aas umfasst. Sie gelten in einigen Gebieten wie Australien und Neuseeland als invasive Art.
Das Wildschwein kommt typischerweise in bewaldeten Gebieten und offenen Graslandschaften vor. Es bewegt sich viel in der Morgen- und Abenddämmerung, um sich von Wurzeln, Rinde, Blättern, Früchten und Insekten zu ernähren.
Das Trittsiegel vom Wildschwein
Der Fußabdruck vom Wildschwein ist leicht zu verwechseln mit dem Rehwild, besonders dann, wenn ein Wildschwein noch jung ist und der Fuß kleiner.
Aber eine eindeutiges Merkmal hat das Wildschwein: die Afterklauen. Das sind die 2. und 5. Zehe, welche etwas weiter oben sitzen. Diese sind beim Wildschwein oft mit abgedrückt und hinter den Schalen sichtbar.
Jedoch kannst du ein Wildschwein-Trittsiegel folgendermaßen bestimmen:
- das Trittsiegel besteht aus zwei Schalen (meist abgerundet)
- es ist fast so breit wie hoch
- oben im Trittsiegel findest du einen Keil und keine durchgezogene Linie wie beim Rehwild
- oft siehst du die Afterklauen (verkürzte Schalen am Bein)
- Länge: 5,1 bis 6,5 cm
- Breite: 4 bis 7,5 cm
Wildschweine hinterlassen nicht nur Trittsiegel, sondern auch Suhlen, Malbäume (daran reiben sie sich) oder Haare in Liegekuhlen.
Das Rehwild
Das Reh ist mit das häufigste Tier in Deutschland und du kannst es dir von der Größe her wie einen großen Hund vorstellen. Schwerer als 15 Kilogramm wird meist ein ausgewachsenen Reh nicht.
Rehe sind Pflanzenfresser und leben im Wald, bevorzugen aber zum Essen offene Graslandschaften. Oft findest du sie nachts auf Felder.
Das Trittsiegel vom Reh
Rehe besitzen wie Wildschweine auch zwei Schalen, nur sind die Afterklauen (größtenteils) nicht sichtbar und das Trittsiegel ist viel schmaler als beim Wildschwein.
Bestimme es Folgendermaßen:
- Das Reh besitzt zwei kantige Schalen, nicht länger als 6 cm
- Afterklauen sind fast nie sichtbar (außer sie sinken tief ein)
- Die Schalen sind schmal und länglich im Vergleich zum Wildschwein
- Zwischen den Schalen findest du eine durchgezogene Linie
- Länge: 3,1 bis 6,2 cm
- Breite: 2,5 bis 5,5 cm
Der Fuchs
Der wissenschaftliche Name des Fuchses ist Vulpes vulpes und es ist ein kleiner bis mittelgroßer Canid, der für seinen buschigen Schwanz und seine spitze Schnauze bekannt ist.
Füchse sind überall, wie es scheint. Fast überall auf der Nordhalbkugel findet man sie (und einige auch auf der Südhalbkugel). Sie kommen bis zur Tundra und im Süden bis Nordafrika vor.
Füchse sind weit verbreitete Raubtiere. Sie sind bekannt dafür, ziemlich schlau zu sein, und ihre Fähigkeiten bei der Nahrungssuche sind legendär.
Füchse haben sich mithilfe natürlicher Auslese und Jagdfähigkeiten an die sich verändernde Umwelt angepasst. Aufgrund menschlicher Eingriffe mussten sie sich jedoch noch schneller anpassen, daher leben sie teilweise auch in Städten.
Sie sind Allesfresser und ihre Ernährung ist vielfältig. Die Nahrung für einen Fuchs besteht hauptsächlich aus Fleisch und Pflanzen, wie z. B. Mäuse, Regenwürmer und Beeren.
Das Trittsiegel vom Fuchs
- 4 Zehen sind sichtbar
- Krallen vorhanden, aber nicht immer sichtbar
- Der Vorderfuß besitzt am Ende des Fußes einen Balken (sehr eindeutig für Fuchs)
- Der Fuchs besitzt ein Trittsiegel wie ein Hund, jedoch ist das Trittsiegel schmaler
- Länge: 4 bis 7,3 cm
- Breite: 3 bis 5,7 cm
Der Waschbär
Der Waschbär ist ein kleines, braunes, maskiertes Säugetier mit einem langen buschigen Schwanz.
Der Lebensraum des Waschbären ist typischerweise in der Nähe von Wasser und er lebt in Bäumen und bewaldeten Gebieten. Es frisst hauptsächlich Pflanzen, aber auch Insekten und kleine Tiere.
Waschbären haben in freier Wildbahn eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 12 Jahren – in Deutschland jedoch nur 2 bis 3 Jahre aufgrund von Unfällen.
Sie sind im Allgemeinen monogam, können aber polygam sein, wenn sie in der Nähe menschlicher Siedlungen leben oder wenn Nahrung knapp ist.
Den Waschbären findest du häufig in Städten oder auch mal im Garten, da er ein mutiges Kerlchen ist.
Das Trittsiegel vom Waschbären
- 5 Zehen sind sichtbar
- Krallen vorhanden, aber nicht immer sichtbar
- Der Vorderfuß beim Waschbären sieht aus wie eine Kinderhand, die Zehen sind fächerförmig angeordnet
- Beim Hinterfuß verlaufen die Zehen paralleler und sind kürzer als zum Vorderfuß
- Länge: 4,1 bis 10 cm
- Breite: 3,6 bis 7 cm
Der Dachs
Der Dachs ist ein Allesfresser, der sich von einer Vielzahl von Pflanzenmaterial, Kleintieren und Insekten ernährt. Sie sind überwiegend nachtaktiv und leben in unterschiedlichen Lebensräumen.
Er hat ein kurzes, dichtes Fell, das ihm hilft, sich in den Wintermonaten warmzuhalten. Es kann bis zu 70 cm lang werden und bis zu 12 Kilogramm wiegen.
Der Dachs baut unterirdische Höhlen mit mehreren Eingängen. Im Gegensatz zum Fuchs lebt der Dachs sehr reinlich in seiner Höhle.
Das Trittsiegel vom Dachs
- Der Dachs kann manchmal mit dem Waschbären verwechselt werden (der Dachs hat aber nicht so lange Zehen wie der Waschbär)
- Seine langen Krallen an den Vorderfüßen sind eindeutig
- Länge: 3,5 bis 11,5 cm
- Breite: 3,5 bis 7 cm
Was ist der beste Weg, um zu lernen, wie man Tierspuren liest?
Eine der besten Möglichkeiten, das Lesen von Tierspuren zu lernen, besteht darin, es tatsächlich zu tun.
Das bedeutet, dass du dir gute Orte suchen solltest, um im ersten Schritt Tierspuren zu finden. Zum Beispiel sind verlassene Kiesgruben toll oder matschige Ufer von Gewässern.
Hast du eine Tierspur gefunden, dann zeichne die Spur ab, mache ein Foto mit einem Lineal daneben und schlage dann später im Bestimmungsbuch nach, um welches Tier es sich handeln könnte.
Jedoch sind Trittsiegel nur ein kleiner Teil von Tierspuren, denn Tiere hinterlassen nicht nur Spuren mit ihren Füßen, sondern auch Haare, Nester, Wege, Höhlen, Fraßspuren, Losungen und mehr. In dem Ratgeber übers „Fährtenlesen für Anfänger“ erfährst du mehr zu dem Thema.
Zusammenfassung Trittsiegel und Tierspuren
Früher lasen die Menschen Tiergeschichten und gingen dann hinaus, um sie aufzuspüren und zu jagen.
Heute nutzen Menschen Tierspuren auf andere Weise, meistens um die Geschichten der Tiere kennenzulernen oder um zu bestimmen, welche Tiere in dem Gebiet leben.
Manch andere wollen einfach nur wissen, welche Tiere wieder mal durch den Garten –wie etwa ein Dachs – gelaufen sind.
Was auch immer deine Intention ist: Tierspuren lesen ist eine spannende Aktivität, weil es uns zeigt, dass wir nicht allein sind und Tiere mehr um uns herum sind, als wir oft denken.
Alle verwendete Bilder ( Titelbild und Beitragsbilder ) wurden von Martin Gebhardt zur Verfügung gestellt : © Martin Gebhardt